In vielen umliegenden Gemeinden geht das Grundwasser stark zurück. Wer übernimmt Verantwortung? Die Friedberger Grünen fordern, die nutzlosen Diskussionen über Zuständigkeiten, Wasserrechte und Lieferverträge zu beenden. Statt auf Vorgaben von der OVAG, dem Regierungspräsidium oder gar der Landesregierung zu warten, sollten jetzt alle Kommunen, Betriebe, Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Wasser sparen, wo das sinnvoll möglich ist!
Noch gibt es vielerorts Handlungsspielraum, weil die Grundwasserstände in der Wetterau zwar deutlich sinken, aber noch eine Förderung erlauben. Ob dies im Vogelsberg auch noch gilt, ist bereits zwischen den dortigen Gemeinden und der OVAG umstritten – und beide Seiten haben Recht: Die Wasserampel der OVAG zeigt seit Jahren „Gelb = mäßige Grundwasserverfügbarkeit“. Damit werden bereits alle Kommunen darauf hingewiesen, dass es jetzt notwendig wäre, den Wasserverbrauch zu reduzieren, und die OVAG liefert den örtlichen Wasserversorgern dazu auch detaillierte Zahlen. Sie informiert: „Die Kommunen haben so die Möglichkeit, rechtzeitig und eigenverantwortlich auf einen effektiven Umgang mit Trinkwasser in ihrem Verantwortungsbereich und auf eine sparsamere Verwendung von Trinkwasser […] bei ihren Endverbrauchern […] hinzuwirken.“ Es ist aber die Frage, was diese Warnung den Gemeinden im Vogelsberg bringt, denn offenbar ist vielen Menschen der Ernst der Lage noch nicht bewusst und fast alle Kommunen stellen bestenfalls Tipps zum Wassersparen bereit. Daher fordern die Vogelsberger Gemeinden, die Wasserampel auf „Rot“ zu stellen. Das hätte den Effekt, dass sich alle, die Wasser verbrauchen, damit umgehend befassen und sich einschränken müssten – entweder freiwillig oder z. B. mit Hilfe eines „Trinkwassernotstands“ in den jeweiligen Kommunen. Die Reaktion der OVAG, man könne eine „rote Ampel“ derzeit fachlich nicht begründen, wirkt da verharmlosend und fahrlässig: Es fehlt aus Sicht der Grünen eine Ampel, die den Wasserverbrauch tatsächlich bremst!
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) beobachtete bereits Ende Juli an 63% der Messstellen unterdurchschnittliche bis sogar sehr niedrige Grundwasserstände: „Um die bestehenden Defizite im Grundwasser auszugleichen, reichen nicht die Niederschläge einiger Wochen, sondern es wären vermutlich zwei neubildungsreiche Nassjahre in Folge erforderlich.“
Mehrere Umweltverbände fordern deshalb einen hessenweiten Wassernotstand. Die Landesregierung erläutert dazu, dass zunächst die Kommunen, ihre Möglichkeiten ausschöpfen müssen. In Schmitten und Grävenwiesbach wurde bereits der Trinkwassernotstand ausgerufen. In Königstein gilt eine Vorstufe davon, die „Trinkwasserknappheit“. Viele weitere Gemeinden im Hochtaunus, die teilweise selber Trinkwasser fördern, haben erkannt, dass ihre Grundwasservorräte aufgrund des Klimawandels langfristig gefährdet sind und immerhin eine Zusammenarbeit in der Wasserbewirtschaftung beschlossen.
Die Friedberger Grünen fordern, dass gehandelt wird, bevor die Grundwasserversorgung akut gefährdet ist! Für die Stadt Friedberg wurde im Juli eine Gefahrenabwehrverordnung erlassen, die es auch hier erstmalig ermöglicht, die Verschwendung von Wasser zu verbieten, wenn der Notstand eintritt, was viel zu spät ist. Auf Initiative der Friedberger Grünen haben die Stadtverordneten daher bei nur einer Enthaltung einstimmig die Verwaltung beauftragt, schnellstmöglich einen Vorschlag für eine Vorstufe der Verordnung mit ersten weniger gravierenden Einschränkungen zu erarbeiten.
Verantwortung kann aber schon jetzt jede und jeder von uns übernehmen: Wir können Solidarität mit den Nachbargemeinden zeigen, die schneller als wir die Folgen der aktuellen Dürre und des Klimawandels spüren. Die Friedberger Grünen rufen eindringlich dazu auf, Wasserverschwendung zu vermeiden: Beregnen von Rasenflächen und Gärten in der prallen Sonne und das Laufenlassen des Wasserhahns während anderer Tätigkeiten lässt sich ohne Komfortverlust vermeiden. Viele weitere einfache Hinweise zum Wassersparen finden sich im Internet. Freuen wir uns, dass Trinkwasser für uns zu sehr günstigen Preisen und in sehr hoher Qualität angeboten wird. Das kann aber nur so bleiben, wenn wir achtsam und sparsam mit Wasser umgehen. Die OVAG kann als Dienstleister den Kommunen die Last dieser Verantwortung nicht abnehmen, sie könnte aber eindringlicher warnen und beraten. Alle Kommunen sollten deutlich aktiver zum Wassersparen aufrufen. Unser Verhalten müssen wir schon selbst ändern.
Weiterführende Links:
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/niedrigwasser-duerre-grundwasserneubildung
https://www.hlnug.de/themen/wasser/grundwasser/aktuelles
https://www.hlnug.de/messwerte/datenportal/grundwasser
https://www.graevenwiesbach.de/index.php?id=351&publish%5Bid%5D=1426002&publish%5Bstart%5D=
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