Boden ist ein Politikum

In Frankfurt beteiligten sich die GRÜNEN Wetterau an der Aktion der Bürgerinitiative “Bürger für Boden” und des “Bündnis für Boden” gegen den Beschluß der Regionalkammer Frankfurt RheinMain ein  REWE Logistikzentrum auf 30 ha Ackerfläche in Wölfersheim zu genehmigen.

zum Weltbodentag am 5. Dezember 2019

Boden ist ein Politikum. Um Boden wurden Kriege geführt, und auch heute wird mit Boden spekuliert, wird Boden weltweit gekauft, um Macht und Einfluss zu haben. Wer große Flächen besitzt, bestimmt den Preis von Nahrung und Wohnen. Darauf weisen die GRÜNEN, Ortsverband Friedberg, anlässlich des Weltbodentags hin. Die Partei hat auf Orts-, Kreis- und Bundesebene in den letzten Wochen wichtige Entscheidungen getroffen, die dem Schutz unseres Bodens dienen sollen.

Warum Boden so wichtig ist
Boden hat viele Funktionen, von denen das Überleben der Menschen abhängt: Nahrungsmittel und Wald wachsen auf Boden. Von der Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und dem Haltevermögen für Nährstoffe hängt ganz wesentlich ab, wie gut die Nahrungsmittel und Bäume gedeihen. Aber der Wasserspeicher Boden bestimmt auch das Klima mit. Ein versiegelter Boden kühlt im Sommer nicht, sondern heizt die Umgebung auf. Ob ein Boden Nährstoffe halten und Schadstoffe aus dem Wasser filtern kann, bestimmt die Qualität unseres Trinkwassers. Schließlich ist der Boden auch Lebensraum für viele Tiere, Pilze und Pflanzen; prominentestes Beispiel sind die Regenwürmer, aber unter einem Quadratmeter Boden finden sich Billionen von Lebewesen. Ohne die Prozesse im Boden würde kein Abbau organischer Substanz erfolgen. Und schließlich archiviert Boden unsere Geschichte, man denke nur an die zahlreichen Funde der Kelten- und Römerzeit in der Wetterau.

Wenn Boden so wichtig ist, warum wird er so behandelt, als ob er unbegrenzt zur Verfügung stünde, fragen sich die GRÜNEN. Bei einem Blick auf eine Weltkarte der ackerfähigen Böden und ihre Qualität zeigt sich, dass gerade die Wetterauer Böden sehr hochwertig sind. Und dass hochwertige Ackerböden weltweit die Ausnahme und nicht die Regel sind. Schon die Römer wollten die Wetterau deshalb unbedingt als Kornkammer in ihrem Reich haben und betrieben gewaltigen Aufwand, den Limes in einem Haken um die Wetterau herum zu führen und zahlreiche zusätzliche Kastelle zu ihrem Schutz zu bauen.

Böden haben eine Schlüsselfunktion im Klimawandel
Außerdem haben Böden ein riesiges Potenzial, Kohlenstoff zu binden, in Böden steckt mehr Kohlenstoff als in Wäldern, leider mit abnehmender Tendenz, weil mit dem Boden nicht pfleglich umgegangen wird – das beschleunigt den Klimawandel. Humusaufbau und Grünland-Erhalt könnte ihn dagegen dämpfen! Hier gilt es nach Ansicht der Friedberger GRÜNEN, mit den Landwirten zusammenzuarbeiten.

Entschiedene Aktivitäten der GRÜNEN Friedberg und Wetterau für den Bodenschutz
Die GRÜNEN sehen Bodenschutz als eine zentrale Aufgabe und haben auf den unterschiedlichen Ebenen Initiativen ergriffen. Ein großer Wurf gelang einem Mitglied des Ortsverbandes Friedberg, Dr. Martin Saltzwedel, als der Bundesparteitag der GRÜNEN im November in Bielefeld seiner Forderung nach einer schrittweisen Absenkung des Flächenverbrauchs in Deutschland auf Netto-Null im Jahr 2035 zustimmte. Auf der Ebene des Kreises wurden bei der letzten Mitgliederversammlung ebenfalls Forderungen des Bodenschutzes angenommen. In Hessen soll die Netto-Null beim Flächenverbrauch schon 2031 erreicht sein. Bei der Diskussion eines neuen Regionalentwicklungskonzeptes sollen diese Beschlüsse mit Leben gefüllt werden. Selbstverständlich ist für die GRÜNEN die Unterstützung aller Bürgerinitiativen, Naturschutzgruppen und bäuerlicher Organisationen, die sich der weiteren Bodenzerstörung entgegenstellen.

Geplantes Baugebiet in Schwalheim – Verantwortungsloses Handeln der Verwaltungsspitzen in Bad Nauheim und Friedberg
In Friedberg bringt die Natur-AG der GRÜNEN den Bodenschutz auf die Tagesordnung. Diese sieht mit großer Besorgnis, dass in Schwalheim über 4 ha Ackerfläche für 70 höchstpreisige Verkaufsimmobilien der FingerHaus GmbH geopfert werden sollen. Das wäre eine wohnungspolitische und ökologische Katastrophe und ein weiterer schwerer Verlust für die die Landwirte. Möglich könnte dies überhaupt nur werden, weil auch die Stadt Friedberg Ackergrundstücke hierfür verkauft hat. Eigentlich sollten die Kommunen den Auftrag wahrnehmen, ihre Bürger mit preisgünstigem Wohnraum zu versorgen (unter gleichzeitiger Beachtung der Belange von Umweltschutz und der Landwirtschaft!). Es ist für die GRÜNEN empörend, dass stattdessen die Interessen privater Investoren bedient werden sollen.

Notwendige Maßnahmen in der Kommune
Bodenschutz und soziale Aufgaben dürfen insgesamt nicht gegeneinander ausgespielt werden. So wie auf dem Bundesparteitag der GRÜNEN auch für ein Recht auf Wohnen votiert wurde, so setzen sich die GRÜNEN in Friedberg für die Wiederverwertung bereits versiegelter Flächen wie auf dem Kasernengelände vorrangig für den Wohnungsbau mit möglichst geringen Mieten ein. Wichtig ist bei zukünftigen Planungen die Flächeneffizienz, also beispielsweise kein Bau mehr von eingeschossigen Einkaufsmärkten, sondern deren Integration in mehrgeschossige Wohnhäuser. Neue Wohnhäuser sollten nur mehrgeschossig errichtet werden. Diese müssen so geplant werden, dass flexible Unterteilungen möglich sind, z.B. wenn Familien größer werden oder Kinder ausziehen. Bestehende große Parkplätze können mit Wohnhäusern überbaut werden. Ebenso können eingeschossige Gewerbebauten überbaut und Wohngebäude aufgestockt werden. In ganz Deutschland gibt es durch solche Maßnahmen ein Potential von 2,3 -2,7 Millionen Wohnungen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie der TU Darmstadt und des Pestel Instituts.

Insgesamt ist für Flächen der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft notwendig, also einer bestmöglichen Wiederverwertung von schon bebauten Böden. Mit einem Wohnungs- und Flächenmanagement bei der Kommune und der Übernahme von mehr Gebäuden und Grundstücken in kommunales Eigentum können zusätzliche Handlungsmöglichkeiten im Bestand eröffnet werden, ohne auf die unbebauten Böden ausweichen zu müssen. Ein enormer Vorteil: Mit einer besseren Nutzung bereits bebauter Fläche können auch Folgekosten bei der Infrastruktur für die Kommunen kleiner gehalten werden. Zudem soll auch geprüft werden, wo es Flächen gibt, die durch Entsiegelung ihre Bodenfunktionen wieder erfüllen können.

Die GRÜNEN befinden sich mit ihren Forderungen in guter fachlicher Gesellschaft: Gerade hat das Umweltbundesamt die Ökosystemleistungen des Bodens für alle hervorgehoben und einen besseren Schutz angemahnt. Auch der NABU räumt dem Bodenschutz in seinem neuen Grundsatzprogramm „Nachhaltige Siedlungsentwicklung“ breiten Raum ein.

Zum Weltbodentag am 5. Dezember ist es den GRÜNEN in Friedberg besonders wichtig, dass ihre Forderung nach gesunden Böden und Flächenschutz gemeinsam mit den sozialen Herausforderungen, den Forderungen nach einer Agrarreform ohne Höfesterben und dem Klimaschutz angepackt werden müssen und man diese Themen nicht gegeneinander ausspielen darf.

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