Biologische Vielfalt (auch unter dem Begriff „Biodiversität“ bekannt) bezeichnet neben der Vielzahl der Arten auch die Vielfalt der Lebensräume und die genetischen Besonderheiten innerhalb der Arten. In ihrem Facettenreichtum bildet die biologische Vielfalt die existenzielle Grundlage des menschlichen Lebens. Tiere, Pflanzen, Pilze oder Mikroorganismen sorgen für sauberes Wasser, frische Luft, ein angenehmes Klima und fruchtbaren Boden für gesunde Nahrungsmittel.
Biologische Vielfalt ist die Wurzel unserer regionalen Identität: Was wäre die Wetterau ohne die typischen Landschaftsformen Auenlandschaft und Streuobstwiese und ohne ihre fruchtbaren Böden?
Ganze Wirtschaftszweige und viele Arbeitsplätze auch in unserer Region hängen direkt von der biologischen Vielfalt ab. So sind Tourismus und erfolgreiche Regionalmarken auf eine schöne und intakte Natur angewiesen. Auch viele technische Innovationen haben ihr Vorbild in der Natur. Medizin, Technik und Nahrungsmittelproduktion nutzen sie – und wir alle profitieren davon, jetzt und auch in Zukunft.
Quelle: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/13654.html
Warum sind Insekten so wichtig für den Erhalt der Biodiversität?
- Bis zu 85 Prozent der Lebensmittel, die wir verzehren, sind mittelbar oder unmittelbar auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Diese sorgen darüber hinaus durch das Sammeln von Pollen und Nektar für den Fortbestand der Pflanzenwelt.
- Insekten sind die Nahrungsgrundlage für viele Tiere. Durch das Aussterben einiger Insektenarten ist diesen Tieren bereits jetzt 75 % der Nahrungsgrundlage weggebrochen. Das hat dramatische Auswirkungen: pro Tag sterben ca. 150 Arten aus. Laut Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger befinden wir uns derzeit im sechsten großen Artensterben in der Geschichte der Erde. Diesmal seien jedoch nicht Naturkatastrophen, sondern der Mensch die Ursache. (Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/wwf-artensterben-klimawandel-100.html)
- Insekten helfen bei der Remineralisierung organischer Stoffe wie Pflanzenreste und Tierkadaver im Boden, in Bodenstreu oder im Totholz und sind damit unverzichtbar für den Aufbau gesunder Böden.
- Insekten sind wichtige Nützlinge in der Forst- und Landwirtschaft. Im Bio-Anbau, wo auf Pestizide weitestgehend verzichtet wird, ist die Förderung von Nützlingen gar ein elementarer Bestandteil der Produktion, denn mit der Hilfe der Nützlinge wird die Ausbreitung schädlicher Insekten eingedämmt.
Was können wir hier und konkret in und für Friedberg tun, um Biodiversität zu schützen und zu erhalten?
Dazu haben wir Dr. Doris Jensch befragt: Die Biologin ist für die Grünen Mitglied im Ortsbeirat Kernstadt
Im Wahlprogramm der Friedberger Grünen ist das Thema Biodiversität nicht nur eine Randnotiz, sondern wird in Punkt 2.5 ausführlich dargelegt. Warum ist Biodiversität in der Stadt so wichtig?
Wenn wir über Friedberg sprechen, dann sprechen wir über das gesamte Stadtgebiet., Hierzu gehört auch der Stadtwald, das FFH-Gebiet am Steinkopf, das Naturschutzgebiet Hechtgraben in Dorheim. Hier gibt es zum Teil auch seltene Pflanzen, für die wire eine besondere Verantwortung tragen, da ist auch die Politik gefordert. Aber auch innerstädtisch ist Artenvielfalt ein wichtiges Gut, denn wir brauchen die ganze Diversität, z.B. um das Bienen- und Vogelsterben zu verhindern und seltene Obst-Sorten zu erhalten.
Im Wahlprogramm der Grünen sind verschiedene Maßnahmen genannt, um Friedberg insektenfreundlicher und damit auch insgesamt artenreicher zu gestalten. Welche drei Maßnahmen haben aus Deiner Sicht höchste Priorität?
Zunächst sollte das Mahdregime auf den städtischen Grünflächen anpasst werden, hier sollte nur noch zwei Mal jährlich gemäht und das Mähgut anschließend abtransportiert werden. Wir sollten für jede städtische Grünfläche entscheiden, wie wir sie bewirtschaften wollen, um sehr vielen Arten einen Lebensraum zu bieten.
Die Stadt sollte auch die städtischen Wege im Hinblick auf die Artenvielfalt nutzen, z.B. durch die Wiederherstellung bunter Wegraine.
Die dritte unbedingt wichtige Aufgabe ist es, den städtischen Wald in enger Zusammenarbeit mit Hessen Forst in einen artenreichen, dürreresistenten Mischwald umzubauen. Hessen Forst hat hier durchaus gute Konzepte, die von der Politik viel stärker unterstützt werden müssen. Für den Kommunalwald ist das Stadtparlament in der Pflicht zu entscheiden, in welcher Weise der Wald genutzt werden soll. So, wie der Wald jetzt aussieht, müssen wir investieren, um ihn zu erhalten.
Das Motto der Grünen lautet „Friedbergs Zukunft machen wir gemeinsam“. Welchen Beitrag können aus Deiner Sicht die Bürger*innen der Stadt leisten, um mehr Biodiversität in Friedberg zu schaffen?
Wandel braucht Akzeptanz. Akzeptanz erreichen wir durch Information und Vorbilder, zum Beispiel auf städtischen Grünflächen. Und durch Menschen, die Ideen weitertragen. Umso mehr Unterstützer*innen wir gewinnen können, umso mehr können wir für den Erhalt der Vielfalt erreichen.

Eines dieser Vorbilder sollen die nach Rücksprache mit der Stadt angelegten Blühflächen sein. Hier wollen wir ganz konkret im Stadtgebiet zeigen, wie schön und wichtig ein insektenfreundliches Friedberg ist. Und wie wenig Aufwand es ist, solche Rückzugsräume anzulegen. Wenn jede*r im heimischen Garten nur ein Stück Fläche für Insekten & Co. bereit stellt, können wir gemeinsam viel erreichen. Denn: Friedbergs Zukunft machen wir zusammen!
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