Sicherheit geht vor

Entlang der Frankfurter Straße zwischen Tankstellen und Bahnhof Friedberg-Süd soll ein geschützter Radweg entstehen. So hatten die Grünen in ihrem Antrag die Verwaltung aufgefordert, eine Planung zu erstellen. “Hätten wir heute bereits das im Süden der Stadt geplante Kino, müssten viele Radfahrende die Straße nutzen, da ein Radweg fehlt”, erläutert Johannes Contag, Fahrradexperte der Grünen in Friedberg. “Viel zu gefährlich für Jugendliche und junge Erwachsene”. Das Kino ist bekanntermaßen noch nicht gebaut, was der Verwaltung und der Politik etwas mehr Zeit verschafft. “Keine der drei vom Planungsbüro  im Verkehrsausschuss vorgestellten Alternativen kann tatsächlich überzeugen”, stellt Bernd Stiller, Ausschussvorsitzender für Energie, Wirtschaft und Verkehr, fest.

“Während die Fahrbahnbreite mit 6,50 m für die beiden Auto-Fahrspuren in allen drei Planungsvarianten unangetastet bleibt, ist für den Radweg eine Breite von lediglich 1,85m vorgesehen, zu schmal für Lastenräder und Fahrradanhänger, insbesondere wenn noch überholt werden soll.“

Die billigste Variante sieht sogar einen gemeinsamen Geh- und Radweg von 2,50m vor, was jeden zu Fuß gehenden in dauerhaften Alarm versetzt, weil jederzeit ein Fahrrad überholen kann. Diese Lösung lehnen die Grünen ab, da viel zu schmal und zu gefährlich. Nicht umsonst empfiehlt das Land Hessen mindestens 5m für einen gemeinsamen Rad- und Fußweg und das auch nur auf kurzen Strecken bei geringem Aufkommen der zu Fuß Gehenden.

In der zweiten Variante werden Geh- und Radweg getrennt, was zumindest den zu Fuß Gehenden eine passable Breite von 2 Metern ermöglicht. Dass dafür Parkplätze zugunsten der Gefahrenabwehr  entfallen, sollte jedem einleuchten. Nur die dritte Variante erlaubt einen sicheren Weg für die zu Fuß Gehenden (2 Meter) und Radfahrenden (2,85m).

“Weniger die Kosten als der Aufwand lässt vor der dritten Variante zurückschrecken”, erläutert Markus Fenske, Fraktionsvorsitzender der Grünen. “Denn es müssten alle Anwohner davon überzeugt werden, einen Teil ihres Grundstücks abzugeben, was nach seiner Einschätzung viel Zeit benötigen wird. Viel zu spät für das Kino.” Auffällig ist bei der Planung, dass die Straßenbreite von 6,50 Meter nicht zur Diskussion steht – ein Maß, das die Kaiserstraße an vielen Stellen nicht erreicht. Dass  diese Breite für neue Straßen vom Planungsbüro vorausgesetzt wird, zeugt von der Autozentriertheit. Diese innerstädtische Straße ohne übergeordnete Bedeutung sollte unter allen Verkehrsteilnehmern im Sinne einer gleichberechtigten Nutzung neu aufgeteilt werden. Nach den gültigen Richtlinien ist eine Straßenbreite auch unter 6,50 Meter möglich.

Die Nord-Süd-Verbindung ist auch aus Sicht der Kasernenentwicklung von großer Bedeutung. Wenn wie geplant 5000 Menschen im neuen Stadtteil wohnen, wird ein Großteil diesen Weg zu Fuß oder mit dem Rad zur Friedberger Innenstadt nutzen. Daher benötigen wir eine gute Lösung für eine Neugestaltung.

Wie viel uns insbesondere die Sicherheit der Kinder und jungen Menschen wert ist, wird die Diskussion in den Fraktionen über die vorgelegten Alternativen bestimmen. Ob das billigste Angebot immer das beste ist, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, scheint zweifelhaft zu sein. 
 

Ein Verkehrskonzept der Zukunft darf keine breiten Straßen enthalten, die zusätzliche Autoströme in die heute schon überlastete Friedberger Innenstadt leiten, sondern muss

zwingend sichere Wege für alle Verkehrsteilnehmenden schaffen, die zur Vermeidung des motorisierten Verkehrs und von Umweltbelastungen beitragen.

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