Kaserne wird Neustadt

Wir wünschen uns alle, dass der neue Stadtteil morgen schon realisiert ist, aber es ist noch ein langer Weg bis zur Bebauung der Kaserne

Der derzeit vorliegende Rahmenplan, über den die Stadtverordnetenversammlung am 10. Dezmeber abstimmen, gibt Auskunft, wie die Flächenanteile des Geländes genutzt werden sollen. Dies bildet dann zwar eine Grundlage für Preisverhandlungen mit der BImA hat dann aber mit der späteren, konkreten Ausgestaltung des Stadtteiles nicht so viel zu tun. „Zum Glück, muss man sagen, denn die Möglichkeiten, den neuen Stadtteil für die Zukunft zu gestalten, sprengen derzeit die Vorstellungskraft des Magistrats und der Verwaltung”, meint Bernd Stiller, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Fraktion im Stadtparlament.

Das gemeinsame Ziel einer CO2-neutralen Gestaltung zum Schutz des Klimas beschränkt sich nicht auf die Platzierung der Parkhäuser an den Rande des neuen Stadtviertels. Es erfordert ein gemeinsames Vorgehen mit den Investoren, eine wirklich gute Mobilitäts-Infrastruktur bereitzustellen. Attraktive Angebote von Leihfahrgeräten und guter Versorgung durch öffentlichen Nahverkehr erlauben Wohnkonzepte auch ohne privates (Erst- oder Zweit-) Auto im Eigenbesitz. Das entspricht auch der Lebenserfahrung vieler junger Familien die Nachhaltigkeit leben wollen und verstärkt auch digital (Homeoffice) aktiv sind.

Ein Mobilitätskonzept, welches zukunfts- und klimagerecht ausgerichtet ist, muss klären, wie die ca. 3.500 neuen Friedberger sich in die Stadt bewegen können. Die Anbindung zur Innenstadt und zum Bahnhof ist neu zu gestalten.

Fraglich ist es, ob für einen gänzlich neuen Stadtteil Friedberg die ausgewiesenen 16,6 % der geplanten Flächen für Autoverkehr (ca 15 Fußballfelder), und damit doppelt so viel wie Grünanlagen, wirklich notwendig sind. „Wir fordern mehr Mut für die Zukunft! In erster Linie bezogen auf die Gestaltung, für alle Menschen, die dort wohnen wollen und werden. Aber auch für alle anderen, die dieses Gebiet als Erholungs- und Freizeitzentrum nutzen möchten und somit vollumfänglich in Friedberg integrieren.“, stellt Alexia Anders, Vorstand der Grünen in Friedberg fest. Die Stellplatzsatzung muss in den weiteren Planungen dafür modernisiert werden, so dass keine Parkplätze zwanghaft geschaffen werden müssen, die nicht mehr benötigt werden.

Viele Anregungen aus der Bürgerbeteiligung (ISEK Prozess) wurden von der Verwaltung Friedberg in der Ausarbeitung zurückgestellt, weil diese Detailtiefe im vorzulegenden Plan zur Flächenausweisung in dieser Planungsstufe noch nicht erreicht werden muss.

In der jetzigen Planungsstufe geht es ausschließlich um die Anteile der unterschiedlichen Nutzungen, da sich die zu realisierenden Marktpreise für Wohnbebauung deutlich höher liegen als gewerbliche Nutzung unterscheiden. Mit diesem groben Planvorgaben soll von der BImA der Gesamtpreis ermittelt und verhandelt werden können, womit die Stadt, ggf. unterstützt durch Entwickler oder Investoren, die Kaserne erwerben kann.

Als nächstes gilt es die Grundlagen für einen oder mehrere städtebaulichen Verträge mit den späteren Investoren zu entwickeln. Dann wird festgelegt, welchen konkreten Anforderungen die Bebauungen entsprechen müssen. beschrieben, die einzuhalten sind. Dabei sind auch weitere Themen zu diskutieren, z.B. wie Neubürger in die soziale Gemeinschaft der Stadt Friedberg eingebunden werden. Um einer Trennung zum neuen Stadtteil entgegenzuwirken sind Begegnungen in Form von Kulturbühnen, Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Restaurant zu gestalten. Festplatz und die neue Stadthalle sind dabei gute Anfänge.

Zu fordern ist eine nachhaltige Bauweise, die Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels geben. Dazu gehört eine naturnahe Gestaltung der Grünflächen, eine Fassaden- und Dachbegrünung, Regenwasserbewirtschaftung mit dem Ziel der Wasserrückhaltung und Kühlung im Sommer und eine Brauchwassernutzung.

Jetzt gilt es einen Rahmenplan zu fassen und an die BIMA zu kommunizieren. Wir müssen aber feststellen, dass zur erforderlichen Verkehrswende mit Bürgermeister, Verwaltung und den Parteien CDU, SPD, UWG, FDP derzeit kein Konsens bezüglich neuer Mobilitätsformate herzustellen ist. 

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